Mein erster Radmarathon

Es ist 5:45 Uhr als der Wecker klingelt. Ca. 7 Stunden schlaf, das muss reichen. Rad-Sachen an und auf geht’s vom Hotel ins 12 km entfernte Lauenau.

Jetzt erst mal die Startnummer abholen. Nummer 13, ob das ein gutes Zeichen ist? Vor zwei Jahren hatte ich es schon mal versucht, aber mich denn doch während der Fahrt für die 150 km Variante entschieden, diesmal will ich es schaffen: 222 km, 3500 hm..

Als nächstes erst mal Frühstück in der Victoria Arena. Dann ein Blick auf die Uhr, Fahrrad auspacken und am Start aufstellen. Vorher noch ein Blick auf die Ausrüstung: Nehme ich die SLR mit? Nein zu schwer. Regenzeug? Brauchen wir heute nicht. GPS angebaut, Beleuchtung eingepackt und los. Der Rucksack ist leicht, aber nächstes mal fahre ich doch ohne… jedes Gramm zählt.

Die Startnummer… fast hätte ich sie vergessen. Schnell ein paar Sicherheitsnadeln gesucht und schon sitzt das Ding am Trickot. Dann gehts endlich an die Startlinie. Der Starter spricht noch ein paar Worte in sein Megafon, dann ein Schuß und es geht los.

Eigentlich wollte ich es ruhig angehen lassen, aber wenn 135 Radfahrer gleichzeitig starten packt einen dann doch irgendwann das Jagdfieber. Nach 7 km gehts die erste Steigung rauf. Ein Blick auf Pulsuhr und Tacho alarmiert: Mit 28 km/h die 5% hinauf bei Puls 172? Das ist zu schnell für mich. Trotzdem brauche ich weitere 25 km bis ich endlich begreife daß es so nicht weiter gehen kann.

Also Druck vom Pedal genommen und das eigene Tempo gefahren. Und plötzlich fühle ich mich richtig wohl und alles geht viel leichter. Die schnellen Fahrer ausser Sichtweite vor mich, die langsameren weit weit hinter mir geht es über Hügel und Täler von Kontrollstelle zu Kontrollstelle. So könnte es gefühlt ewig weiter gehen.

Dann die Gelegenheit sich zu fragen, wo bin ich hier eigentlich. Ein Blick nach Norden zeigt eine altbekannte Siluette: Das Wiehengebirge mit einer Schneise. Links der Kaiserwilhelm, Rechts der Fernsehturm. Einfach eine schöne Aussicht.

Später die Strecken-Trennungsstelle: Links 151 km, Rechts 210 km. Im letzten Jahr bin ich hier links gefahren. Mit einem unsicheren Gefühl entscheide mich für den Rechtsabbieger und fahre weiter in Richtung Bad Pyrmont.

Die Fahrt bis Bad Pyrmont verläuft reibungslos, zumindest bis ich auf den einladend breiten Asphaltierten Radweg wechsele. Wenige hundert Meter später stehe ich vor einem der üblichen Pflastersteinbrüche und entschließe mich, doch auf der Straße weiter zu fahren.

Hinter Bad Pyrmont geht es dann rauf nach Kleinenberg. Eigentlich nichts besonderes, aber an dieser Stelle wünsche ich mir einen Tacho der nicht nur km sondern Meter anzeigt. Ich zähle die Leitpfosten. Jetzt weiß ich was mit dem Berg im Kopf gemeint ist. Da hilft nur kurbeln, kurbeln, kurbeln.

Irgendwann ist dann doch Kleinenberg erreicht und die nächste Verpflegungstelle kommt in Sichtweite. Erst mal eine Cola und ein kurzer Plausch mit den Helfern dann geht es frisch gestärkt auf die nächste Etappe Richtung Weserfähre. Zwischendrin noch ein Boxenstop bevor die Weserfähre und eine Kontrollstellen auf mich warten.

Jetzt ist es fast geschafft, wenn da nicht noch dieser Berg mit Schaumburg und Paschenburg vor einem liegen würden. Die bis zu 11% Steigung verlangen einem noch mal alles ab und nur die Fußgänger sind langsamer bis ich völlig erschöpft oben ankomme. Jetzt nur noch langsam zum Ziel rollen denke ich bis zu dem Moment wo ich von zwei Holländern überholt werde. So nicht, denke ich und bin plötzlich wieder voll da. 10 km Rolle ich hinter den beiden hinterher bis ich mich für einen finalen Schlussspurt entscheide.

So gebe ich noch mal alles. Es wird anstrengender als ich dachte aber am Schluss gelingt es mir doch vor den beiden über die Ziellinie zu rollen.
Im Ziel angekommen stelle ich das Rad erst mal in die Ecke. Alles tut weh, egal ob sitzen, stehen oder liegen. Dann essen, Dusche und wieder essen. Deutlich entspannter geht’s nun mit dem Auto nach Hause.

Erst als ich zu Hause auf dem Sofa liege realisiere ich es richtig: Ich habe es geschafft!!!

Fazit: 222 km, 3472 hm, 9 Stunden Sattelzeit, 6859 kcal – verdammt lang, verdammt schwer, verdammt schön!

Anhang:

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